Schule während der Pandemie

Als linke Arbeiter_innen sind wir sehr daran interessiert, welche Auswirkungen die Covid-19-Pandemie auf unser Arbeitsleben hat. Für uns ist der Austausch darüber ein wichtiger Schritt hin zu einer Praxis, mit der wir uns gegen die Zumutungen von Wirtschaft und Politik wehren können. Deshalb haben wir eine Umfrage unter unseren Mitgliedern und Freund_innen gestartet, um mehr darüber herauszufinden – anonym und schonungslos ehrlich (die Beiträge dazu findet ihr auf unserem Blog).

Wenn ihr auch etwas berichten wollt, meldet euch gerne bei uns!

Heute haben wir einen besonderen Fragebogen, quasi ein Special pünktlich zu den bayrischen Sommerferien: ein_e Schüler_in berichtet vom Umgang mit der Pandemie an seiner_ihrer Schule.

1. A. In welcher Branche bist du tätig und welchen Beruf übst du aus?
Ich bin Schüler_in 11. Klasse an einem Gymnasium

B. Was gehört zu deinen täglichen Aufgaben in deinem Berufsstand?
Hausaufgaben machen, den Schulstoff für den Unterricht und Klausuren lernen – der normale Schulkram halt.

2. Welche Beweggründe haben dich zu deinem Beruf verleitet?
Ich will das Abitur machen, um später eventuell zu studieren.

3. Wie hat dir dein Beruf bislang (vor COVID-19) gefallen?
Na ja, es ist halt Schule. Kommt sehr auf die Lehrkräfte an, wie gut der Unterricht ist. Eine grundsätzliche Kritik am Schulsystem ist ja nochmal etwas anderes als die schulische Situation während Corona, worum es hier geht.
Anmerkung: Wenn ihr euch aber für unsere grundsätzlichen Positionen zum Schulsystem interessiert – dazu gibts am Ende mehr!

4. Was bewegt dich an deinem Beruf am meisten?
Irgendwie nicht viel, da die Schule ja seit meinem 6. Lebensjahr der Alltag ist. Das Sozialleben findet hauptsächlich in der Schule statt und ab und zu gibt’s eine sehr gute Lehrkraft, wo der Unterricht richtig Spaß macht, aber sonst fühlt sich die Schule halt alltäglich und nicht besonders an.

5. Wie zufrieden bist du momentan mit deinem Beruf?
Es geht, ich bin froh, wenn ich das Abitur habe und erstmal mit Arbeit eine gewisse Zeit
überbrücken kann, bis es dann wieder mit dem Lernen in einem Studium losgeht.

6. A. Wie hat sich dein Arbeitsalltag durch Corona verändert: Welche Sicherheitsregelungen gibt es bezüglich COVID-19 für den Schutz der Mitarbeitenden (und falls Kund:innen oder Patient:innen, dann für diese?)
Jetzt beginnt der Unterricht für jede Jahrgangstufe um 15 Minuten versetzt, ich z.B. habe jetzt eine dreiviertel Stunde später Schule, was recht angenehm ist. Außerdem werden die Jahrgangsstufen bzw Klassen in 2 Gruppen aufgeteilt, wovon die eine Gruppe diese Woche Präsenzunterricht hat, während die andere Gruppe Online-Unterricht hat, das wechselt dann jede Woche. Im gesamten Schulhaus gelten jetzt die Maskenpflicht und der Sicherheitsabstand. In den Klassenzimmern stehen die Tische weit auseinander und bis die Schüler:innen auf ihren Plätzen sitzen, gilt die Maskenpflicht. Wenn die Schüler:innen auf ihren Plätzen sitzen und die Lehrkraft hinter dem Pult steht, wird der Unterricht ohne Maske geführt, wenn z.B. ein Arbeitsblatt ausgeteilt wird, muss die Maske aufgesetzt werden.

B. Wie bewertest du die Sicherheitsmaßnahmen an deiner Arbeitsstelle?
Ich finde die Maßnahmen eigentlich ganz gut insgesamt. Der Sicherheitsabstand und die
Maskenpflicht werden halt nicht immer eingehalten und es gibt keine Lehrkräfte, die das auf den Gängen kontrollieren, was aber verständlich ist, weil sie sowieso schon genug zu tun haben dank Corona.

7. Hat sich deine Arbeitsbelastung (z. Bsp. Aufgaben/Zeit, Stress und Schwierigkeit der Aufgaben, Arbeitszeit) verändert?
Im Präsenzunterricht ist eigentlich alles so, wie vorher, nur der Online Unterricht ist anstrengender. Jede Lehrkraft gibt andere Aufgaben auf, manche teilweise zu viel, manche auch gar nichts. Auch wenn der Erwerb der Lerninhalte jetzt schwieriger ist, als vorher kommt die Notengebung den Schüler:innen sehr entgegen. Denn da wir während den Schulschließungen weder Klausuren, noch andere Leistungsnachweise schreiben konnten, fehlen uns jetzt viele Noten, die dann entweder durch Ersatzprüfungen oder durch Noten aus 11.1 und 12.1 (welche von beiden Halbjahren besser sind) ersetzt werden. Problematisch ist das nur bei den Abiturfächern, da der Stoff dieses Halbjahres  auch im Abitur drankommt, aber schlechter vermittelt wurde, als die anderen Halbjahre (voraussichtlich).

8. A. Hat sich deiner Wahrnehmung nach der Umgang unter den Mitarbeitenden verändert? Wenn ja, wie?
Nicht wirklich, zumindest sehe ich da keinen Unterschied zu vorher.

B. Hat sich der Umgang mit deiner Vorgesetzten Person verändert? Wenn ja, wie?
Auch das nicht wirklich.

C. Empfindest du eine veränderte Wahrnehmung deines Berufes in der Gesellschaft, persönlich, und/oder unter deinen Mitmenschen?
Ich glaube nicht, dass Schüler:innnen jetzt anders in der Gesellschaft gesehen werden.

9. A. Hat sich deine finanzielle Situation durch die aktuelle Corona-Krise verändert? Wenn ja, wie?
Da ich mit der Schule nicht verdiene: nein

B. Falls sich deine finanzielle Situation durch die Krise negativ verändert hat: Wie bewältigst du die Situation/den Engpass?

10. A. Wie zufrieden bist du mit den aktuellen Corona-Beschränkungen und Lockerungen in Bezug auf deinen Berufsstand?
Ich bin froh, dass die Schule jetzt später anfängt, denn ich war noch nie so ausgeruht, wie in den letzten Präsenzwochen während der Schulzeit. Ich würde auch sagen, dass das mit der Maskenpflicht im Schulhaus nicht schlimmes ist, da wir ja eh nur von einem Klassenzimmer ins nächste laufen und dort die Maske wieder abnehmen können. Ich finde, dass meine Schule ein gelungenes Konzept gefunden hat, auch wenn es ohne Aufsicht von Lehrkräften teilweise nicht funktioniert.

B. Welche Maßnahmen würden deine Arbeitssituation verbessern und dir die Arbeit erleichtern? Was wünscht du dir von der Politik und deinem/r Arbeitgeber/in in Bezug auf deine Arbeit und Branche?
Mehr Präsenzunterricht oder evtl Videos von den Lehrkräften würde das Lernen erleichtern, was aber wegen Corona und der hohen Belastung der Lehrkräfte verständlicherweise nicht geht. Die Situation hier zeigt aber auch wie sehr wir unter dem Mangel an Lehrkräften leiden, da sich die Lehrkräfte einfach um zu viele Schüler:innen kümmern müssen.

 

Ganz grundsätzlich braucht es aber eine Neugestaltung des Schulsystems: weg mit den Lernfabriken, für Leidenschaft statt Leistungszwang in der Bildung!

Wir fordern als Linksjugend [’solid] Bayern:

  • Neugierde und Spaß am Lernen statt Zwang und Leistungsdruck!
  • die Reformierung des dreigliedrigen Schulsystems
  • die Individualisierung des Stundenplans
  • mehr politische Bildung
  • alternative Bewertungskonzepte statt Notenverurteilungen
  • Bundeswehr raus aus Schulen und Unis
  • mehr Eigenverantwortung statt wirkungsloser Hausaufgaben
  • mehr Mitbestimmung durch eigenständige Schülervertretungen und verfasste Studierendenschaften
  • Förderung von Inklusionskonzepten
  • kostenloser Zugang zu allen Bildungseinrichtungen
  • ein solidarisches Bildungssystem!

Weitere Infos findet ihr hier: https://linksjugend-bayern.de/bildung/

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