Demobericht: Erfolgreicher Protest gegen den „III. Weg“ am 15.02. in Bamberg! #ba1502

Nachbericht zur #ba1502-Demo gegen den „III. Weg“ in Bamberg:

Am Samstag, den 15. Februar 20, trafen sich rund 120 Neonazis der faschistischen Kleinstpartei „III. Weg“ zu einem Aufmarsch durch die Bamberger Innenstadt, um den Opfern der Bombardierung Dresdens und Bambergs durch die Alliierten ein vermeintliches „Gedenken“ zu widmen – sprich, das Leid für ihre Propagandazwecke zu instrumentalisieren. So wird in ihrem Opfermythos die wirkliche Zahl der Toten – in der Geschichtswissenschaft spricht man von 25.000 – ungeniert auf 300.000 verzerrt, während die Verbrechen des NS nicht einmal Eingang in eine Randerwähnung finden. Diesem geschichtsrevisionistischen Neonaziaufmarsch setzten etwa 1500 Gegendemonstrant_innen ein deutliches Zeichen entgegen, mit dabei auch Aktive aus unserer Basisgruppe.

Nach einer viele politische Spektren übergreifenden, bunten und lauten Gegendemonstration am Nachmittag schafften es Antifaschist_innen in den Abendstunden mehrere Sitzblockaden zu errichten, sowie die zentrale Kettenbrücke über die Regnitz zu besetzen, auf der die Nazidemo entlanglaufen sollte. Als die Polizei sie daraufhin umleitete, konnte auch die nächste Brücke blockiert werden, sodass sie schließlich nur unter massivem Widerstand die Marienbrücke überqueren konnten, in deren Nähe sie ihre Abschlusskundgebung abhielten. Das ursprüngliche Ziel der Nazis, den Fackelmarsch am zentralen Maxplatz (und damit einer prominenten Stelle in der Innenstadt) enden zu lassen, konnte durch ein Zusammenspiel aus Massenblockaden und umherschweifenden Kleingruppen verhindert werden. Stattdessen wurde ihr Aufmarsch mehrfach umgeleitet, vom städtischen Publikum abgeschirmt, massiv verzögert, abgekürzt und an allen Ecken und Enden von lautstarkem Gegenprotest begleitet.

Der „III. Weg“ sieht sich als nationalsozialistische Kaderpartei, welche sich im Gegensatz zur restlichen Naziszene nicht betrinkt und in rechter Subkultur verliert, sondern als stramme Elite auftritt. Um als Spitze der faschistischen Bewegungen aufzutreten, wird den Parteimitgliedern sowohl das „nationalrevolutionäre“ Programm vermittelt, als auch durch Kampfsport und paramilitärische Trainings der Kampf gegen die „Volksfeinde“ geprobt. Darin liegt auch die besondere Gefahr, die von einer hoch organisierten Partei wie dem „III. Weg“ ausgeht – nicht in der Masse der Mitglieder, aber ihrer Entschlossenheit zu Gewalttaten und ihrer ideologischen Festigung. Wozu das führt, konnte man beispielsweise letztes Jahr kurz vor der Europawahl sehen, als in Fürth am 24. Mai Antifaschist_innen vom „III. Weg“ überfallen wurden (siehe http://www.buendnis-fuerth.de/neonazi-attackieren-nazigegner-und-kneipenbesucher-in-fuerth/).

Aufmärsche wie am Samstag werden mit dem Ziel veranstaltet, die Kameradschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Parteimitglieder zu stärken und sich als diese Nazielite zu inszenieren.

Diese Inszenierung wurde in Bamberg durch die permanenten Störaktionen und Begleitungen durchbrochen. Das vorgezogene Ende der Nazidemo, dicht gedrängt an einer kleinen Straßenecke im Bamberger Nirgendwo, übertönt von antifaschistischen Sprechchören, war ein äußerst erfreulicher Abschluss des Tages.

Insgesamt verlief der Gegenprotest also sehr erfolgreich, obwohl er auf ein massives Polizeiaufgebot stieß. Dieses hielt sich mit tatsächlicher Gewaltanwendung zwar relativ zurück – im Gegensatz zu verbalen Drohungen und wildem Schlagstockfuchteln von einzelnen Einsatzkräften – wartete aber mit Zivis an jeder Ecke auf und versperrte auch Anwohner_innen den Weg zu ihren Häusern, falls diese entlang der Naziroute lagen. Gewaltbereiter waren hingegen die TeilnehmerInnen der Nazidemo, die angeblich per Lautsprecher die Polizei anwiesen, den Weg freizuräumen, da sie „sonst nicht mehr für die Sicherheit garantieren können“ – also Gewalt anwenden werden. Das wäre beim „III. Weg“ nichts neues, denn hinter der Fassade der disziplinierten Elitenazis stecken immer noch Nazis, nur solche mit Kampfsporttraining und Erfahrung mit Schusswaffen. Beispiele für gewalttätig geendete „III. Weg“-Demos sind u.a. Plauen 2016 (siehe https://www.dnn.de/Region/Polizeiticker/Krawalle-in-Plauen-Rechtsextreme-greifen-Polizei-mit-Pfefferspray-an) und Saalfeld 2015 (siehe https://thueringenrechtsaussen.wordpress.com/2015/06/11/npd-konkurrenzpartei-der-iii-weg-ruckt-in-thuringen-weiter-vor-1-stutzpunktgrundung-im-raum-saalfeldposneck/, auch mit weiteren Infos). Auch in Bamberg sollen Samstagnacht noch mehrere faschistische Schlägergruppen durch die Stadt geirrt sein – soweit uns bekannt, ist es aber zum Glück nicht zu Überfällen gekommen.

Unser Fazit zu #ba1502: Der Protest gegen den „III. Weg“ war erfolgreich, weil ein breites Spektrum von Antifaschist_innen gemeinsam demonstriert und mit unterschiedlichen Aktionsformen zusammengespielt hat, anstatt sich zu spalten und voneinander zu distanzieren. Der 15. Februar 2020 ist damit der Tag, der bewiesen hat, dass es auch in Bayern noch möglich ist, Nazis den Tag zu versauen und ihre Aufmärsche empfindlich zu stören. Lasst uns damit weiterarbeiten.

Als kleiner Scherz zum Schluss: wir wissen jetzt auch um die Namensherkunft des „III. Wegs“ – sie brauchen die dritte Brücke, um ihre Abschlusskundgebung durchführen zu können.

Bilder beider Demos gibt’s unter anderem hier bei Backstreetnoise: https://www.flickr.com/photos/backstreetnoise/sets/72157713125232007/with/49540187923/, und hier bei Sören Kohlhuber: https://www.flickr.com/photos/soerenkohlhuber/albums/72157713128852447.

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